Am 31. Oktober 2017 wird deutschlandweit 500 Jahre Reformation gefeiert. Das Leben um das Jahr 1517 war nicht einfach. Es bot den Menschen zahlreiche seelische und körperliche Herausforderungen. Essen und Trinken hatte für die Bevölkerung eine zentrale Bedeutung. Da die hygienischen Bedingungen vielerorts nicht optimal waren, kam dem Wasser eine besondere Rolle für die Gesundheit und Ernährung zu.

Sprudelnder Marktbrunnen in Wittenberg

Im 16. Jahrhundert versorgten vor allem Brunnen die Stadtbevölkerung mit Wasser. Doch dieses Wasser war zum einen nicht keimfrei und reichte zum anderen nicht für eine angemessene Körperhygiene aus. Beides verursachte Krankheiten und wiederkehrende Seuchen. Die Wasserversorgung in den Städten besserte sich erst durch die Entwicklung unterschiedlicher Handwerksbetriebe und den wachsenden Wohlstand der bürgerlichen Mittelschicht. Wasserleitungen, Wassertürme und erste Wasserwerke entstanden. Historische Brunnen und Wassertürme sind noch in vielen Städten zu finden. Aus dem aufwendig sanierten Marktbrunnen der Lutherstadt Wittenberg sprudelt seit kurzem aber kein Wasser, sondern Bier anlässlich des 500. Reformationsjubiläums.

Als Bier noch als Nahrungsmittel galt

In den frisch aktualisierten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) findet man unter dem Punkt „am besten Wasser trinken“ nicht nur die optimale tägliche Flüssigkeitsaufnahme von rund 1,5 Liter Wasser. Es wird auch beschrieben, dass alkoholische Getränke nicht empfehlenswert sind. Neben der Beeinträchtigung des allmeinen Wohlbefindens nach vermehrtem Alkoholgenuss, hebt die DGE auch die zusätzlichen Kalorien und das erhöhte Krebsrisiko durch den Alkoholkonsum hervor. Doch für die Menschen vor 500 Jahren war das gebraute Bier, neben Wasser, einer der Hauptdurstlöscher. Bier galt zu Luthers Zeiten als Nahrungsmittel. Heute wird es als Genussmittel einstuft. Das Dünnbier besaß nur wenig Alkohol und wurde schon von älteren Kindern getrunken. Im Gegensatz zum frischen Wasser wurde Bier während des Brauens erhitzt. Hierdurch wurde das Infektionsrisiko deutlich gemildert. Zudem war es schmackhafter als pures Wasser.

Gern getrunken im 16. und 21. Jahrhundert

Martin Luther war kein Kostverächter. Er hat gerne gegessen und getrunken. Zwar hat er sich dafür eingesetzt, dass Kinder unter neun Jahren kein Bier trinken, aber im Hause Luther wurde viel gebraut. Historische Überlieferungen gehen jährlich von mindestens 4.500 Liter Bier aus. Zum Bierbrauen wurde häufig Quellwasser verwendet. Doch auch Wein stand als Genussmittel auf Luthers Speiseplan. Kinder und Erwachsene tranken ebenfalls vermehrt Wasser und Milch. Heute gilt die Milch nicht mehr als Getränk, sondern als Nahrungsmittel. Als Durstlöscher ist Milch, nach Meinung zahlreicher Forscher der Gegenwart, nicht geeignet. Dem Wassertrinken wurde in der Überlieferung nicht so viel Beachtung geschenkt, weil es alltäglich war. Wasser und Bier gehören auch heute noch zu den beliebtesten Getränken. Im Jahr 2016 wurden durchschnittlich 148 Liter Mineral- und Heilwasser pro Person in Deutschland getrunken. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier lag im letzten Jahr durchschnittlich bei etwa 104,1 Litern (Quelle: Statista).

Übrigens: Unter der Betrachtung, dass Luther in seinem Haus nicht nur eine große Familie, sondern auch zahlreiche Gäste hatte und die Tischgemeinschaft um die 40 Personen betrug, wäre der Pro-Kopf-Verbrauch des jährlich gebrauten Biers mit durchschnittlichen 112,5 Litern nicht unrealistisch hoch. Dieser würde in etwa dem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch an Bier im Jahre 2007 in Deutschland entsprechen

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