Im Wasser befinden sich gelöste Teilchen, die das Auge und die Zunge beim Trinken in der Regel nicht weiter wahrnehmen. Und doch sind sie da. Mit Hilfe von technischen Messgeräten können sogenannte Mikrosiemens bestimmt werden. Doch was sagen diese Messwerte über die Trinkwasserqualität aus und was bedeutet es, wenn Teilchen munter im Wasser gelöst aus dem Hahn in der Küche sprudeln?

Mikrosiemens – wie werden sie bestimmt?

Die im Wasser gelösten Teilchen werden mit einem Leitwertmessgerät indirekt gemessen. Der Wert der sogenannten Mikrosiemens (µS) wird durch den elektrischen Widerstand im Wasser bestimmt. Somit stellen Mikrosiemens die Maßeinheit eines elektrischen Leitwerts dar. Über den gemessenen Wert kann rechnerisch auf die Teilchenmenge geschlossen werden. Die Teilchenmenge wird in der Einheit ppm (parts per million) angegeben. Die Zahl entspricht den Teilchen, die pro eine Millionen Wassermoleküle vorhanden sind. Die Umrechnung ist vergleichsweise einfach, denn ein ppm entspricht ungefähr zwei gemessenen Mikrosiemens. Ein höherer Wert spricht für einen höheren Anteil an im Wasser gelösten Teilchen. Da die Temperatur des Wassers einen nicht unerheblichen Einfluss bei Messungen von Stoffen hat, sollte ein Leitwertmessgerät immer auch gleichzeitig für Temperaturmessungen geeignet sein.

Keine chemische Analyse

Anders als bei einer chemischen Analyse, die genaue Inhaltsstoffe im Wasser misst, wird bei der Leitwertmessung und deren Umrechnung nur die absolute Anzahl der Teilchen ermittelt, die im Wasser zu finden ist. Zudem leiten nicht alle im Wasser enthaltenden Stoffe Strom. Beispielsweise können die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Pestizide oder industriell verwendeten Fungizide im natürlich vorkommenden Wasser gelöst sein. Da sie aber keine Leitfähigkeit für Strom besitzen, werden sie bei einer Mikrosiemens-Analyse nicht berücksichtigt. Auch Hormone, die vor allem durch die Pharmaindustrie, die Massentierhaltung oder Privathaushalte in den Wasserkreislauf gelangen, können mit einer Leitwertmessung nicht erfasst werden. Trotzdem gilt aus wissenschaftlicher Sicht die Grundannahme, dass ein Leitungswasser, bei dem ein sehr niedriger Mikrosiemenswert ermittelt wurde, als ein sehr sauberes Wasser betrachtet werden kann. Ist ein Wasser komplett chemisch rein „H2O“, ist es nicht leitfähig. Ohne Teilchen im Wasser ist keine Leitung möglich.

Teilchenanzahl hat Einfluss auf Wirkungsweise

Wenn nicht alle Teilchen im Wasser über die Leitwertmessung erfasst werden können, was hat sie dann für das Trinkwasser für eine Bedeutung? In der Tat kann mit der Messung eine sehr wichtige Eigenschaft des Wassers auf den menschlichen Stoffwechsel nachgewiesen werden. Der Messwert sollte für Trinkwasser unter 130 µS liegen. Nur in diesem Bereich kann das Wasser im Körper seinen nützlichen Eigenschaften nachkommen. Im menschlichen Körper ist Wasser die wichtigste Flüssigkeit. Es kann nur Stoffe aufnehmen, hin- und abtransportieren, wenn es nicht bereits schon zu viele gelöste Teilchen besitzt. Über dem Grenzwert von 130 µS ist das Wasser bereits gesättigt. Dann verliert es seine Fähigkeit, in die Zellen über einen osmotischen Vorgang einzudringen. Somit verliert ein Wasser mit zu vielen gelösten Teilchen die Möglichkeit, Zellen zu reinigen. Bei niedrigeren Werten ist das Wasser noch nicht gesättigt und kann problemlos die Zellen mit Nährstoffen versorgen, unerwünschte Stoffe im Körper binden und die Zellen effektiv entgiften. Dies kommt der Gesundheit zugute.

Grenzwerte weit über Optimum

Wissenschaftlich nachgewiesen ist Trinkwasser unter 130 µS als besonders nützlich für den Körper einzustufen. Reines Quellwasser, unbelasteter Regen und nicht verunreinigter frischer geschmolzener Schnee weisen in der Regel hervorragende Werte auf.

Allerdings basieren die deutschen Amtsvorschriften auf der Trinkwasserverordnung und diese weißt – im Vergleich zu den Bestimmungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und denen der Europäischen Union (EU), die bereits 400 µS als Grenzwert nennt – vergleichsweise sehr hohe Grenzwerte auf.

Mikrosiemens-Test: Wer sein Trink- oder Mineralwasser mit gutem Gewissen trinken möchte und nicht in ein eigenes Leitwertmessgerät investieren will, kann das Wasser bei den meisten Verbraucherschutzorganisationen, einigen Laboren oder ausgewählten Apotheken auf gelöste Teilchen testen lassen.

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